Spur der Steine – Recherche in Netz und Buch
Wer wird gewinnen? Buch oder Internet? Wie lassen sich Fragen beantworten?
Wenn man sich für die Tegels Geschichte interessiert, stößt man immer wieder auf einen Namen: Valtink. Ein in Deutschland nicht sehr verbreiteter Name. Ähnlich wie Valtinke, wahrscheinlich ursprünglich von Valentin abgeleitet. Der Name begegnete uns zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Kindertraum. Das Haus, in dem sich unser Laden befindet, wurde von dem Maurermeister Valtink erbaut. Wer war Valtink?
Heutzutage kann man mittels KI einige Fragen ganz schnell loswerden. Die Antworten sind nicht immer vollständig und nicht einmal unbedingt richtig, aber sie geben einen ersten Eindruck. Wenn man die Zeit zurückdreht, werden die Informationen dünner, auf die wir und die KI zurückgreifen können. Das Haus, in dem sich der Laden Kindertraum befindet, wurde Anfang des 20.Jahrhunderts von Hermann Valtink gebaut. Bilder von ihm sind uns nicht überliefert. Mittels zweier Quellen können wir etwas zu ihm zusammentragen. Da ist der Lokalforscher Klaus Schlickeiser, der u.a. eine Ortschronik von Tegel herausgebracht hat. In ihr kann man viele Perlen entdecken. Die zweite Quelle ist das Geschichtsforum Tegel, speziell von Postmaxe Polzin haben wir ein paar alte Fotos und Ansichtskarten zur Verwendung bekommen. Danke dafür!

Ausschnitt aus Klaus Schickeisers Buch. Buch schlägt Online! Hier taucht einer neuer Name auf: Zernikow. Valtinks Tochter heiratete den stellvertretenden Standesbeamten Zernikow. Das Standesamt war damals – zumindest bis 1920 – noch im Amtshaus in der Veitstraße, etwa da, wo heute das Feuerwehrmuseum steht. In einem anderen Zitat wird erwähnt, dass sich das Haus in der Schlieperstraße bis 1998 im Familienbesitz befand. Hier gibt es also noch Anknüpfungspunkte für eine weitere Detektivarbeit. Vielleicht meldet sich ja auch ein Leser, der etwas beitragen kann, wenn er diese Zeilen liest.
Wir haben die KI befragt
Hier unsere Recherche im Wortlauf: Wir haben die KI gefragt:
„Welche Bauwerke in Tegel hat Hermann Valtink gebaut?
In Tegel hat Hermann Valtink mehrere Bauwerke errichtet, darunter:
- Alt-Tegel 4: Ein Wohn- und Geschäftshaus, erbaut 1891, mit Aufstockung und Seitenflügel von 1910.
- Schlieperstraße 14: Ein viergeschossiges Mietwohnhaus mit Seitenflügel, erbaut 1898.
- Schlieperstraße 31: Ein zweigeschossiges villenartiges Wohnhaus, erbaut 1894 für ihn selbst.
- Schlieperstraße 36: Ein Mietwohnhaus, erbaut 1897, mit einer Schlosserwerkstatt im Hof (1899).
- Schlieperstraße 45: Ein dreigeschossiges Wohnhaus mit Seitenflügel, erbaut 1897.
- Brunowstraße 34: Ein zweigeschossiges Wohnhaus, erbaut 1895.
- Berliner Straße 91: Ein viergeschossiges Mietwohnhaus mit einem Hofgebäude, erbaut 1905.
- Buddestraße 13: „Trapp’s Festsäle“, ein ehemaliger Tanzsaal mit Gaststätte, erbaut 1900-1901.
- Veitstraße 28: Ein Mietshaus (1889-90) mit Aufstockung, Seitenflügel, Quergebäude und Werkstattbau (1908).
- Am Buddeplatz 4: Ein Wohn- und Geschäftshaus, erbaut 1905.
- Schlieperstraße 8: Ein viergeschossiges Mietwohnhaus mit Seitenflügel, erbaut 1899.
- Medebacher Weg 10 (Ecke Alt-Tegel): Ein viergeschossiges Eck-Mietwohnhaus, erbaut 1892.
- Brunowstraße 30c: Ein viergeschossiges Mietwohnhaus mit Seitenflügel, erbaut 1906 (nicht mehr existent).
- Brunowstraße 33: Ein viergeschossiges Mietwohnhaus mit Seitenflügel, erbaut 1906 (nicht mehr existent).
- Postamt Tegel: Erbaut 1899-1901.
Es ist anzumerken, dass Valtink in den Jahren 1890 bis 1910 als der produktivste Erbauer von Mietwohnhäusern in Tegel galt. Einige seiner Bauten wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört oder später verändert.“
Die mit KI erstellte Liste ist nicht vollständig, die Kirche am Brunowplatz gehört dazu und auch die Grußdorfstraße 15, wo sich heute der Kindertraum befindet.
Wir fragen die KI weiter:
„Hat Hermann Valtink nur in Tegel gebaut? Lebt seine Familie noch?
Basierend auf den vorliegenden Informationen hat Hermann Valtink hauptsächlich in Tegel gebaut. Er war dort zwischen 1890 und 1910 der produktivste Erbauer von Mietwohnhäusern.
Die Information, dass er das Haus in der Schlieperstraße 31 für sich und seine Familie baute und es sich 1998 in vierter Generation in Familienbesitz befand, deutet darauf hin, dass seine Familie möglicherweise noch in Berlin lebt. Allerdings geben die Informationen keine Auskunft über aktuelle Familienmitglieder oder deren Lebensumstände.“
Valtink hat wohl zu Beginn seiner Karriere in der Scharnweberstraße ein erstes Haus gebaut. Das kann man in Klaus Schlickeiser nachlesen. Aber dann konzentrierte sich seine unternehmerische Tätigkeit auf Tegel. Innerhalb kürzester Zeit mauserte sich die Vorstadtidylle zu einer Kleinstadt. Ohne Valtink hätte diese Transformation nicht stattgefunden. Ideal war, dass Valtink als gestandener Maurer auch als Architekt und Immoblienmogul tätig war. Alles aus einer Hand, stark hat er unser heutiges Tegel geprägt.
Ehe Tegel 1920 in Großberlin eingemeindet wurde, war es ein selbstständiges Städtchen, vergleichbar mit einem im heutigen Speckgürtel Berlins. Nicht umsonst siedelte sich hier auch Industrie an, es gab Platz und günstigere Bedingungen. Mit dem Bau der Eisenbahn in Tegel 1893 kamen mehr Menschen in den Norden. Die Eisenbahn in Berlins Umgebung hatte eine ähnliche positive Funktion wie die Stahlrösser in den USA um diese Zeit. Auf alten Ansichten kann man sehen, wie die Umgebung der heutigen Grußdorfstraße sich binnen kurzer Zeit wandelte. Auf einem Bild ist noch ein Acker, oder eine Wiese zu sehen, auf einem anderen sind schon Häuser hochgezogen.

Links: Valtinks ehemaliges Zuhause heute 2025. Rechts: Aufriss von 1894 aus Klaus Schlickeiser Tegel Chronik.


1906. Postamt, Bahnhof, das große Eckhaus (auch ein Valtink!) stehen schon. Foto: Postmaxe Polzin

1917 – das Todesjahr von H. Valtink. Das Postamt und der Bahnhof gut zu sehen, die rechte Straßenseite vollständig bebaut. Foto: Postmaxe Polzin

Die Bahnhofstraße aus einer anderen Perspektive. Quelle: Geschichtsforum Tegel

1986 – leider nur mit einem Stück vom Schaufenster. Damals wurde noch Märklin verkauft. Foto: Postmaxe Polzin

2025. Foto: Jens Keller

Müssen sich gekannt haben, der Baumeister Valtink, der nicht weit vom Brunowplatz wohnte, und der Amts- und Gemeindevorsteher Ludwig Brunow.